Terracycle in Germany
Tom Szaky über den Kern seiner Geschäftsidee ... über Müll: Müll haben sich Menschen ausgedacht, meint der Gründer von Terracycle. Vor 70 bis 80 Jahren gab es ihn gar nicht in dem Umfang, wie er heute existiert. Die Konsumgesellschaft sei schuld, sagt der 28-Jährige. Sein Unternehmen Terracyle verarbeitet Müll zu neuen Produkten: Taschen aus Einkaufstüten, Kühlboxen aus Bonbon-Verpackung oder Klobrillen aus Trinktüten.
Albe Zakes von Terra Cycle steht vor 1500 Chipstüten - wiederverwertet und verarbeitet zu einer großen Mülltonne. Nur eines von 500 Produkten aus dem Sortiment. Die alten Verpackungen sammeln Konsumenten, die ihn portofrei einschicken und dafür sogar Geld bekommen. Ein paar Cent pro Flasche, Tüte, Verpackung - die dann jedoch nur für gute Zwecke gespendet werden können. Albe Zakes:
"Der Großteil der Getränke- und Nahrungsmittel-Verpackungen in den USA ist nicht recycelbar. Verpackungen für Süßigkeiten, Kekse, Chips, Müslitüten und so weiter. Partner von TerraCycle bieten ihren Konsumenten die Wahl an. Ihre Verpackung muss kein Müll bleiben."
Zu den Partnern gehören neben dem Lebensmittelriesen Kraft längst andere Branchengrößen wie der Schokoriegelhersteller Mars, der Kosmetikkonzern L'Oreal und der Post-it-Hersteller 3M. Sie zahlen die Kosten und die Logistik des Systems und bekommen dafür Werbung - durch ihre Marke auf den neuen Produkten - und ein grünes Image mit dazu. Tom Szaky:
"So eine Tasche machen wir. Das Material: gepresste Plastiktüten. Die Tasche kostet im Laden fünf Dollar. Der Einzelhandel kauft die Taschen für zwei Dollar beim Produzenten. Der Produzent kauft das Material von mir und zahlt eine Gebühr für die Nutzung des TerraCycle Logos. Alle machen ihr normales Geld - außer, dass das Fabrikat nicht Kunststoff aus China ist, sondern unser einzigartiges Material."
Mehr als zwölf Millionen Menschen in den USA sammeln bereits für Terracycle, immerhin fast fünf Prozent der Bevölkerung. Ganze Schulen haben Sammelprogramme gestartet, um Umweltbewusstsein zu lehren. Zwei Milliarden Verpackungen wurden bereits verarbeitet. Und TerraCycle hat jetzt schon Büros in elf Ländern - auch in Europa.
"Kraft waren die ersten, die uns nach Europa gelotst haben: Sie wollten das Programm nach Großbritannien bringen, dann Schweden, dann Deutschland. Es ist aufregend, dass es gar nicht wir sind, die Expansionsideen haben, sondern unsere global tätigen Partner, die die Idee überall hinbringen wollen."
Jetzt kommt Terracycle auch nach Deutschland. Allerdings soll im Musterland der Mülltrennung nicht das gesammelt werden, wofür es schon erfolgreiche Recyclinglösungen gibt, wie Glas, Papier oder organische Abfälle. Terracycle geht es um Müll, der in Deutschland bisher noch in Verbrennungsanlagen landet. Klaus Hillebrand vom Grünen Punkt in Köln ist skeptisch. Er bezweifelt, dass in Deutschland die Mitmachanreize sowohl auf Seiten der Partnerunternehmen als auch auf Seiten der Konsumenten ausreichen. In einem Statement von ihm heißt es:
"Die Verpackungsverordnung verpflichtet alle Hersteller von verpackten Produkten, die verwendeten Verpackungen bei einem dualen System zu beteiligen, damit Recycling und Entsorgung gesichert sind. Es macht daher in Deutschland keinen Sinn, ein weiteres Sammelsystem aufzubauen, und es hätte auch keine Aussicht auf Erfolg."
Zudem gibt es in Deutschland bereits neun private Wettbewerber auf dem Markt der dualen Systeme. Auch das Prinzip, aus Müll direkt Produkte zu machen, wird schon umgesetzt. Hillebrand schreibt weiter:
"TerraCycle bietet außerdem keine flächendeckende Entsorgung überall in jedem Haushalt in Deutschland, sondern sammelt nur ganz bestimmte Verpackungen an ganz bestimmten Orten ein, zum Beispiel in Schulen oder Kantinen. Das hat nur in solchen Ländern Aussicht auf Erfolg, in denen es keine bestehende und funktionierende Recyclinginfrastruktur gibt."
TerraCycle wird sein Glück in Deutschland trotzdem versuchen. Zumindest die Partnerunternehmen unterstützen die Idee. Und mit Caprisonne und dem Stifthersteller BIC haben zwei bereits fest zugesagt.